Über JISKA

Dreizehn Villa-Kunterbunt-eske Häuschen mit schnörkeligen Fassaden ragen schief in den Himmel, umschließen einen Ententeich. Die Bilderbuch-Kulisse wirkt simpel und sagt doch mehr als tausend Worte — sie ziert das Cover von JISKAs zweiter EP »At The Duck Pond«, gibt einen Vibe vor, ist das Tor in eine knallbunte, beschwipste, unaufgeräumtentkrampfte Welt. Die Stuttgarter Ausnahmesängerin scheint sich endgültig gefunden zu haben — nicht nur auf musikalischer Ebene, auch ihr allumfassendes Selbstbild betreffend. Der in Titel und Bildwerk prominent verewigte Ententeich hat dabei eine nicht unbedeutende Rolle gespielt, steht symbolisch für den Moment, in dem JISKA mit sich selbst Frieden geschlossen hat. Tatsächlich saß sie am Ende einer schwierigen Lebensphase nach einer durchzechten Nacht auf einer Bank am Wasser, sah den Enten beim Schwimmen zu — und tatsächlich gelang es ihr in diesem Setup, ein großes Paket Selbstzweifel abzuwerfen und neue Energie zu schöpfen. Eben diese Energie hat JISKA anschließend in ihre zweite EP fließen lassen: »At The Duck Pond« ist spürbar schneller, lauter, chaotischer, auch Live-tauglicher als der Vorgänger »Wild Blue Yonder«.

Über fünf Anspielstationen hinweg hat JISKA ihren soulig-funkigen Signature Sound optimiert, ohne ihr musikalisches Bauchgefühl zu übergehen. Auf der mehrmonatigen Reise zur fertigen EP durfte alles passieren — und das hört man. JISKA hat ihren Proberaum im Stuttgarter Bahnhofsviertel als Spielplatz, das Studio als — Zitat — »eine Art Süßigkeitenladen, in dem man sich alles aussuchen kann« begriffen. Im interaktiven Zusammenspiel mit Stamm-Producer Kilian Mohns und etlichen befreundeten Musiker*innen aus ihrer Kreativ-Bubble hat sie sich zwischen analogen Instrumenten ausgetobt und dabei einen organischen Sound kreiert, der vor Detailverliebtheit und eleganten Easter Eggs nur so strotz. Zwischen Hammond Orgel, verstaubten Trompeten, haptischem Schlagzeugspiel, hüpfenden Basslines, Streicherflächen und asketisch platzierten Begleit-Sounds aus der Tierwelt ist ein verspieltes Klangbild gewachsen, das klassisches Musik- und progressives Pop-Verständnis stilsicher verknüpft. »At The Duck Pond« geht trotz seiner Unaufgeregtheit nach vorne, klingt großflächig, pulsiert, schmiegt sich an, ja, euphorisiert auf unverstellte Art und Weise. 

Altertümliche Soul-Dynamik trifft im Inneren der EP auf jugendliche Indie-Pop-Attitüde. »At The Duck Pond« mutet — und das nicht allein wegen der englischsprachigen Texte — maximal international an, erinnert in seiner Leichtigkeit und Vigilanz an die Veröffentlichungen der jungem Lilly Allen. JISKAs kratzig-warme Stimme scheint immer nur Zentimeter vom Ohr ihrer Hörer*innen entfernt, steht zu jeder Zeit im Vordergrund, ohne sich je aufzudrängen. Das Gefühl unwirklicher Nahbarkeit entsteht nicht zuletzt durch JISKAs Art zu Texten, ihrem Fokus auf die vermeintlich kleinen, banalen Dinge. Große Themen — etwa die ewige Schnitzeljagd nach Selbstakzeptanz oder der Umgang mit gescheiterter Liebe — verpackt JISKA in beschaulich-authentischen Situationsbeschreibungen. So handelt der feierlich rollende Opener »Cocoon« von der zeitweiligen Verweigerung der lauten Welt im heimischen Safespace. Das behaglich in sich ruhende »Untamed« ist der Versuch einer Kontaktaufnahme mit JISKAs kindlichem Ich, gleicht wie das übermütig-speditive 
»Hooked On A Feeling« einem reflektierten Selbstgespräch. Sogar das aus der Reihe tanzende, Gitarren-getragene »Hooray Henry« am Ende der Tracklist, in dem JISKA auf eine missglückte Beziehung zurückblickt, gliedert sich in seiner Nonchalance logisch in die Dramaturgie der EP ein. JISKA ist und bleibt ein Freigeist, das ist die über allen Songs schwebende Message. 

JISKA, bürgerlich Jana Franziska Binder, kommt 1999 im Großraum Stuttgart zur Welt und ist vom ersten Atemzug an von Musik umgeben. Ihr Großvater leitet eine Musikschule, ihre Mutter und ihr Onkel sind Berufsmusiker*innen, im heimischen Wohnzimmer rotieren unentwegt Blues- und Soul-Platten. JISKA spielt schon im frühen Kindesalter Geige, sieht Backstages von innen, bevor sie ein Schulgebäude betritt, wird im Alter von elf Jahren Bassistin in einer Jugendband. Lange vor ihrem Abitur schreibt sie eigene englischsprachige Texte. Obgleich sie zwischen 2018 und 2020 erfolgreich eine Ausbildung zur Logopädin absolviert, steht die Musik gedanklich stets im Vordergrund. Im Frühjahr 2020, kurz vor Ausbruch der Corona-Pandemie, traut sich JISKA mit einem ersten Solo-Release in die Öffentlichkeit. 

Auch wenn ihr Live-Auftritte zunächst verwehrt bleiben, ziehen die folgenden Veröffentlichungen weite Kreise durch die Musik- und Medienlandschaft. 
Nach Abschluss ihrer Ausbildung verbringt JISKA zwei Monate im spanischen Valencia — hier entsteht die Debüt-EP »Wild Blue Yonder«, die im Juli 2022 erscheint und den ersten siebenstellig gestreamten Hit »Girl Next Door« enthält. Anschließend tourt JISKA mit Betterov und Rhodes durch die Bundesrepublik. Sie rotiert im Radio, wird von Deutschlandfunk Nova für den New Music Award 2022 nominiert, unter anderem bei SWR Kultur porträtiert und ins Förderprogramm »Bandpool« der Popakademie Mannheim aufgenommen. Auf Gigs bei renommierten Veranstaltungen wie dem Campusfestival Konstanz oder Rocken am Brocken folgt mit der Single »At The Duck Pond« im Spätsommer 2023 der erste Vorbote der gleichnamigen zweiten JISKA-EP. Im Zuge des am 24.11.2023 erscheinenden Releases setzt die Vierundzwanzigjährige nun endlich alles auf eine Karte: JISKA hat vorerst als Logopädin aufgehört, will mit freiem Kopf für die Musik durchstarten.